GERHARD FIESELER und die Fieseler Flugzeugbau GmbH in Kassel

Der Namensgeber für den Fieseler Storch, Gerhard Fieseler, war ein deutscher Flugzeugkonstrukteur, Kunstflugpilot und Industrieller. Er ist 1896 in Glesch, ein Stadtteil der Stadt Bergheim, als Sohn eines Buchdruckers geboren.

Nach Abschluss einer Buchdruckerlehre meldete er sich nach Ausbruch des 1. Weltkrieges zur Fliegertruppe und wurde zum Artillerie-Flieger ausgebildet. 1916 kam er zum Fronteinsatz und begann eine Ausbildung als Jagdflieger. Mit 19 Luftsiegen wurde er als "Tiger von Mazedonien" von seinen Gegnern bekannt. Gerhard Fieseler wurde im Kriegsverlauf zum Leutnant befördert und erhielt das preußische "Goldene Militärverdienstkreuz".

Nach dem Krieg nahm Gerhard Fieseler wieder seinr Arbeit ald Buchdrucker auf und gründete ein eigenes Druckunternehmen mit einer Papierwarenherstellung. Er heiratete Helener Oidtmann und im Nov. 1922 wurde Sohn Manfred geboren sowie 1924 seine Tochter Katharina.

Da er immer wieder Kontakte zur Fliegerei suchte, verpachtete er seine Druckerei und wurde Teilhaber und Fluglehrer bei der "Raab-Katzenstein Flugzeugwerk GmbH" (RaKa) in Kassel.

1930 erwarb Gerhard Fieseler, dank seiner Preisgelder aus den Kunstflugwettbewerben, den "Kegel-Flugzeugbau Kassel" und benannte ihn in "Segelflugzeugbau Kassel" um. Gerhard Fieseler war mit dem sehr aufwendigen Bau von Segelflugzeugen nicht zufrieden und stellte sich vor, Segelflugzeuge nach einem Baukastenprinzip herzustellen. Die Produktpalette, vom "Einfach-Segelflugzeug" "Zögling" bis zum Hochleistungssegellfugzeug "Kegel III" mit einer Spannweite von 18,7m und einer Gleitzahl von 28 wurde standardisiert und es entstanden die Segelflugzeuge Kassel 12 bis Kassel 25 (entsprechend Gleitzahl 12-25). Hier konnte man kostengünstig und fast beliebig Rümpfe und Flächen austauschen um auf ein höherweetiges Flugzeug "umzusteigen". Weiterhin wurde ein Doppelsitzer für die Schulung und Segelflugzeug-Transportanhänger angeboten. Das Unternehmen war damit der erste Serienhersteller der Welt.

Als Sonderkonstruktion und für die damalige Zeit weit herausragend, entstand die KU4 (später AUSTRIA) mit 30m Spannweite für den bekannten Segelflieger Robert Kronfeld.  

Da sich die weltwirtschaftliche Lage zusehends verschlechterte, musste Gerhard Fieseler über Kunstflugvorführungen (sog. Schauflüge) mit den dort gewonnenen Preisgeldern (1930 = 60T Reichsmark; damaliger Stundenlohn eine Facharbeiters = 1 Reichsmark) das Unternehmen stützen; auch wurde er wieder Sieger bei der 3. Deutschen Kunstflugmeisterschaft.

Im Frühjahr 1931 bekam das Unternehmen den neuen Namen "Fieseler Flugzeugbau"; ab diesem Zeitpunkt auch das von Fieseler entworfene F-Emplem (Logo) als "Liegendes F im Kreis".

Die Beliebtheit (und Qualität) der Fieseler-Segelflugzeuge war daran zu erkennen, dass im Rhön-Wettbewerb 1931 ca. 50% der Teilnehmer solch ein Flugzeug flogen. Trotzdem entschloss sich Fieseler zum Bau von Motorflugzeugen, auch um seine Produktpalette zu erweitern. Ein erster Auftrag war die Entwicklung und Fertigung von drei zweisitzigen Motorflugzeugen als Werbeträger für die Zigarettenfirma "Haus Bergmann" (HB), jedoch in sog. DELTA-Formgebung (F3-Wespe). Parallel und als Nachfolger für die F1 Tigerschwalbe als bisheriges Kunstflugzeug von Fieseler, wurde das Kunstflugzeug F2 Tiger gefertigt, welches auch von Vera v. Bissing geflogen werden sollte. Vera von Bissing war eine Kunstflugpilotin, die als erste Frau einen Looping nach vorn (entwickelt von Gerhard Fieseler), fliegen konnte. Durch 27 Schauflüge wurde in 1931 110T Reichsmark eingenommen, die überwiegend zum Aufbau und zum Erhalt des Unternehmens verwendet wurden.

Nachdem Fieseler als Einflieger seines Unternehmens mehrfach Bruch mit der F3-Wespe machte, das Flugzeug als nicht beherrschbar deklarierte und das Projekt danach an die RRG (Rhön-Rositten-Gesellschaft) übergab, einigte man sich großzügig mit HB. Die RRG konstuierte das Flugzeug um und machte daraus die DFS39.

Fieseler wurde in diesem Jahr (1932) Europameister im Kunstflug (30. Juli, Zürich) und startete in seinem Unternehmen - nun ca. 35 Mitarbeiter - die Konstruktion und Fertigung der Motorflugzeuge F4 und F5. 

1933 gewann Gerhard Fieseler die Deutsche Kunstflugmeisterschaft in Berlin-Tempelhof und die Europameisterschaft in Lyon/Frankreich.

Nach Präsentationen auf dem "Deutschlandflug" entwickelte sich das Motorflugzeug F5 zu einem Markterfolg und kam dadurch auch in den Fokus des Reichsluftfahrtministerium (RLM), welches in 1933 als oberste Reichsbehörde (Leitung Hermann Göring) für die Luftfahrt gegründet wurde. Das dortige "C-Amt" bestimmte nun die Entwicklung von Gerät und Waffen und beeinflusste insoweit die Flugzeugindustrie. Für die Entwicklung neuer Muster fragte das Amt auch bei dem Fieseler Flugzeugbau nach. 

Im Herbst 1933 bekam Fieseler einen Auftrag zur Entwicklung eines 4-sitzigen Reiseflugzeuges (Fi97) zum Landen und Starten auf kleinsten Flächen; hierzu wurden Personal und verfügbarer Raum erweitert. Im Jahr 1933 stellte das Unternehmen 21 F5 her; zusammen mit Vorschüssen, dem Verkaufserlös und mit Schauflügen konnten insgesamt über 500T Reichsmarkt über das Unternehmen erlöst werden.

1934 wurde Gerhard Fieseler wieder Weltmeister im Kunstflug mit seinem Flugzeug F2 Tiger.

Gerhard Fieseler in und vor seiner F2 Tiger (mit handschriftlichen Widmung für den ersten Passagier-Rückenflug)


















 

Gleichzeitig ergaben sich gute Erfolge seiner Konstruktion Fi97 bei der Teilnahme an einem Europa/Afrika-Rundkurs über 9.500km.

Da der Fieseler Flugzeugbau über das RLM weitere Aufträge erhielt und sein Unternehmen auf mittlerweile 500 Mitarbeiter angewachsen war, mußte sich der 40-jährige Gerhard Fieseler hauptsächlich um die Geschicke seines Unternehmens kümmern und verabschiedete sich am 21. Oktober vom Schau- und Kunstflug auf dem Flugtag in Frankfurt (Frankfurt-Rebstock) vor 100000 Zuschauern.

Durch die RLM-Aufträge musste eine erhebliche Erweiterung des Werkes vorgenommen werden. Hierfür verlangt das RLM eine Umwandlung des Unternehmens in die Fieseler-Flugzeugbau GmbH (bisher OHG) und die Unterzeichnung eines sog. "Sicherungsübereignungsvertrages" , wodurch das RLM Eigentümer aller beweglichen Dinge im Fieseler-Werk, inkl. der damit gebauten Flugzeuge blieb. Dafür wurde über günstige Kredite des RLM der Ausbau des Werkes und der Fertigung unterstützt.

Bis zum Kriegsende 1945 entwickelte sich die Fieseler-Flugzeugbau GmbH mit annähernd 10000 Mitarbeitern zu einem der größten Unternehmen der Region und zu einem führenden Flugzeughersteller. Mit dem Kriegsverlauf wurde die Fertigung fast zu 100% auf Kriegsflugzeuge optimiert; insbesondere wurden in Lizenz Jagdflugzeuge (ME109, FW190) und deren Komponenten gebaut. Trotzdem gelang es Gerhard Fieseler, aufbauend auf dem Fieseler Storch Fi156, ein 4-sitziges Reiseflugzeug Fi256 - siehe nachfolgendes Foto -  zu konstruieren und zu fertigen.  

Als Konstrukteur war er zu dieser Zeit nicht mehr tätig, übernahm aber dennoch immer wieder persönlich Erstflüge. Zudem hatte er Einfluss auf die Konstruktionsvorgaben bei der Projektierung neuer Flugzeuge. 

Gerhard Fieseler wurde 1943 als "Betriebsführer" wegen "politischer Unzulänglichkeiten" und dem "Nichterreichen" von vorgegebenen Produktions-Stückzahlen abgesetzt.

Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde Gerhard Fieseler am 31. Mai 1945 verhaftet und in das Gefangenenlager Schwarzenborn (später Darmstadt) überstellt. Gleichzeitig verlor er sein gesamtes Vermögen; das Unternehmen wurde über eine Treuhandstelle "abgewickelt".

Im Mai 1946 wurde Gerhard Fieseler aus der Gefangenschaft entlassen und wurde im Rahmen eines sog. "Entnazifizierungs-Verfahren" erfasst. Da er kein Vermögen besaß und keiner Tätigkeit nachgehen durfte, vermieteten seine Frau und er 6 Fremdenzimmer im Haus.

Am 06. März 1947 wurde sein Sohn Götz geboren; ein Schicksalsschlag traf die Familie durch den Tod der Tochter Katharina am 06. Oktober 1948.

Am 28. Januar 1949 sprach die zuständige Spruchkammer des Gerichtes Gerhard Fieseler von den gegen ihn erhobenen Anschuldigungen frei und er wurde in die Gruppe der Entlasteten eingestuft; somit erhielt er Zugriff auf sein ehemaliges Unternehmen bzw. was davon noch übrig geblieben war.

Nach notdürftiger Instandsetzung der Halle 29 im Werk 1 wurden dort Metallteile für Kleinmöbel und für Lampen hergestellt; auch entwickelte und fertigte er dort ein Aluminiumfenster mit höchster Wärme- und Schalldämmung.

1957 beendete Gerhard Fieseler die Unternehmertätigkeit und bezog seine Einnahmen in der Folge aus der Vermietung seiner Immobilien.

Sein Engagement in der Fliegerei war eher zurückhaltend. Nachdem er den Privat-Pilotenschein erhielt, kaufte er sich eine Cessna 182, nahm mit dem Flugzeug an einigen Deutschland-Flügen teil und engagierte sich als Kunstflugreferent in der FAI.

Auch war er gezwungen, sich in gerichtliche Streitigkeiten zur Konstruktion des Fieseler Storches (wer war der Konstrukteur?) und zum Segelflug-Schlepp (wer führte den ersten Segelflug-Schlepp durch?) einzuschalten.

Ende des Jahres 1970 erwarb Gerhard Fieseler eine Immobilie am Lago Maggiore und hielt sich dort des öfteren auf.

1973 erkrankte Gerhard Fieseler schwer und in der Folge mußte sein Kehlkopf operativ entfernt werden. Der Verlust seiner Stimme  belastete ihn sehr und er zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück.

Im Juli 1978 wurde die Ehe mit seiner Frau Ruth geschieden und er heiratete seine Lebensgefährtin Ursula Müller aus Zierenberg.

Im gleichen Jahr und zum Schutz seines Vermögens gegenüber Erbansprüchen, gründete er die Gerhard-Fieseler-Stiftung mit dem Zweck der Förderung gemeinnütziger Institutionen, des Wohlfahrtwesens, der Altenhilfe, des Sports sowie der Kunst und Kultur. Die Stiftung sollte nach seinem Tod Erbe des Vermögens werden.

Gerhard Fieseler verstarb am 01. September 1987 im Alter von 91 Jahren in Kassel und ist dort auf dem Hauptfriedhof begraben. Ursula Fieseler starb 2011 und wurde an der Seite ihres Mannes beigesetzt.  

Das Grab von Gerhard Fieseler auf dem Kasseler Hauptfriedhof.

Quellennachweis: Teilweise entnommen aus dem Buch "Kassel und die Luftfahrtindustrie seit 1923" von R. Nagel und T. Bauer, resp. den dort genannten Quellen sowie nach Informationen von Zeitzeugen und eines unserer Vereinsmitglieder, als Arzt von Gerhard Fieseler.

Weitere Quelle und für interessierte Nutzer: https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard-Fieseler-Werke

Gerhard-Fieseler-Stiftung https://www.fieseler-stiftung.de/

Gerhard Fieseler, der Kasseler Kunstflugpilot und Flugzeugbauer, hat ein stattliches Vermögen aus Immobilien angehäuft. 1987 ist er im Alter von 91 Jahren gestorben. Eine Stiftung verwaltet seine Häuser und Grundstücke und unterstützt gemeinnützige Einrichtungen in Kassel und Umgebung.

Gerhard Fieseler hat der Stiftung aufgetragen, das Vermögen zu erhalten und gemeinnützige Einrichtungen zu unterstützen. Spenden werden aus dem Ertrag finanziert wie die Unterhaltung der Immobilien. Jedes Jahr werden etwa 150.000 Euro in der Region verteilt.

Fieseler Storch

Die Fieseler Fi 156 Storch ist ein propellergetriebenes Flugzeug, das erstmals 1936 flog. Entwickelt und gebaut wurde es in der Fieseler-Flugzeugbau GmbH in Kassel aufgrund einer Ausschreibung des RLM (Reichsluftfahrtministeriums) für ein Kurzstart- und Landeflugzeug mit Langsamflugeigenschaften. Der Storch, wie er wegen seines hochbeinigen Fahrgestells genannt wurde, war das Standard-Kurier- und Verbindungsflugzeug der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Er wurde zudem als Beobachtungs- und Sanitätsflugzeug eingesetzt. Die Maschine wurde ebenfalls an die Luftwaffen Finnlands, Italiens, Bulgariens, Kroatiens, Ungarns, Rumäniens, der Slowakei und der Schweiz geliefert.

Das Tragwerk ist mit starren Vorflügeln über die gesamte Spannweite, statisch ausgeglichenen Schlitz-Querrudern mit Flettner-Ruder über die halbe Spannweite und großen Landeklappen ausgestattet. Dies sorgt für gute Langsamflug- und STOL-Eigenschaften. Die Tragflächen lassen sich zum Straßentransport um 90° nach hinten weg- und anklappen. Eine großzügig verglaste Kabine erlaubt die ausgezeichnete Rundumsicht. Konstrukteure der Maschine waren Dipl.-Ing. Reinhold Mewes und sein Stab, die seit 1934 bei den Gerhard-Fieseler-Werken angestellt waren.

Der Erstflug wurde von Gerhard Fieseler am 10. Mai 1936 auf dem Flugplatz Kassel-Waldau durchgeführt, der dann aber die eigentliche Flugerprobung an Typeneinflieger übertrug. Bereits in den ersten Tagen ging eine Maschine beim Rollen zu Bruch, als sie vom Seitenwind erfasst und umgeworfen wurde. Daraufhin wurde das Fahrwerk für deutlich mehr Spurweite ausgelegt.

Die Konstruktion des Storches ermöglicht eine extrem niedrige Mindestfluggeschwindigkeit von unter 50 km/h. Somit verringern sich auch die Anforderungen an Start- und Landestrecken. Zum Start reicht dem Storch bei Gegenwind 50 Meter, zum Landen 20 Meter. Bei entsprechendem Gegenwind konnte der Storch auch in der Luft stehen oder sich, gegenüber dem Boden, gar rückwärts bewegen.

Komponente / Parameter Benennung / Wert
Motor Argus-AS-10C
Leistung 240 PS
Spannweite    14,27 m
Höhe  3,00 m

Flügelfläche                      

 26 m²
Leermasse 930 kg
Bruttomasse ca. 1320 kg
max.
Geschwindigkeit                      
175 km/h
Reisegeschwindigkeit  ca. 115 km/h
Mindestgeschwindigkeit   ca. 45 km/h

Dienstgipfelhöhe   

Reichweite 

 4600 m

  ca. 377 km

Einige Dokumente zur Fertigung des Fieseler Storches und zu dessen technischen Daten:

Bild 1 > IMG_3351.JPG Baureihenaufstellung der in Kassel hergestellten Fi156

Bild 2 > IMG_3352.JPG Fi156 Lizenzflugzeuge

Bild 3 > IMG_3353.JPG Fi156 Baureihenzusammenstellung Stand 1942

Bild 4 > IMG_3354.JPG dto. 1944

Bild 5 > IMG_3355.JPG Fi156 C3, Gewichte und Leistungsdaten

Quellennachweis: Entnommen aus dem Buch "Kassel und die Luftfahrtindustrie seit 1923" von R. Nagel und T. Bauer bzw. dortigen Quellennachweisen.

Ein spektakulärer Einsatz eines Fieseler Storches war das Unternehmen "Eiche", die Befreiung des gestürzten italienischen Diktators Benito Mussolinis vom Gran Sasso d'Italia am 12. September 1943. Hierzu noch ein Video, in welchem auch die herausragenden Flugeigenschaften des Storches dokumentiert sind: youtu.be/VDcB0pSUYOI

Internationale Anerkennung erlangten die Störche, als am 19. November 1946 eine Douglas C-53 Skytrooper der USAAF am Gauligletscher in der Schweiz verunglückte. Alle 11 Personen an Bord überlebten den Absturz. Die aufwändigen Rettungsversuche der Amerikaner misslangen allesamt, doch mit den Störchen der Schweizer Flugwaffe konnten nach fünf Nächten die Verunglückten. Hier der Film: https://youtu.be/sllI7lcS18Q und hier ein Bericht in der FAZ sowie eine schöne Dokumentation zur Rettung und zu den beteiligten Personen https://www.youtube.com/watch?v=UgVwDSfKQ3Y

 

Erste Flugzeugschlepps und Schlepps durch Gerhard Fieseler

Der erste öffentliche Flugzeugschlepp von Gerhard Fieseler und Kurt Katzenstein erfolgte am 18. April 1927 über dem Flugplatz Kassel-Waldau.

Bemerkung: Gerhard Fieseler war später (nach dem Krieg) in der Folge gezwungen, sich in gerichtliche Streitigkeiten zum Segelflug-Schlepp (wer führte den ersten Segelflug-Schlepp durch?) einzuschalten.

Im Frühjahr 1927 entwickelten Mitarbeiter der RaKa den Flugzeugschlepp, der anlässlich eines "Großflugtages" auf dem Flugplatz Kassel-Waldau am 18. April 1927 von Kurt Katzenstein im Segler RK 7 "Schmetterling" und Gerhard Fieseler als Pilot im Schleppflugzeug RK 6 "Kranich" D-975 erstmals öffentlich vorgeführt wurde.

Der Flugzeugschlepp wurde danach von RaKa zeitnah auf vielen Flugtagen und bei einem Überlandflug von Karlsruhe nach Kassel präsentiert.

In der Folge kaufte das United States Army Air Corps einen kompletten "Schleppzug" (ein RK 2 "Pelikan" und zwei RK 7 "Schmetterling") und mietete für mehrere Monate drei RaKa Piloten zur Schulung von eigenem Personal in den USA. Zwei Schleppeinrichtungen wurden von der italienischen Luftwaffe gekauft.

Auch der Fieseler Storch wurde als ideales Schleppflugzeug von Segelflugzeugen (Fluggeschwindigkeit annähernd gleich dem Segelflugzeug, gute Sicht, gutes Steigvermögen) von vielen Vereinen genutzt. Erst als die Segelflugzeuge in moderner Kunststoffbauweise auch mit höheren Schleppgeschwindigkeiten geschleppt werden konnten bzw. mussten, die genutzten Störche in das Alter kamen und wartungsintensiv wurden und als Flugzeuge mit einem geringeren Betriebsstoffverbrauch zu Verfügung standen, wurden die Störche als Schleppflugzeug ausgemustert.